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[ 3 Beiträge ] |
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Evelyn
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Verfasst: 24.03.2006, 17:06 |
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Registriert: 24.03.2006, 14:56 Beiträge: 67 Wohnort: Kassel
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Habe mal ein paar Fragen.
Und zwar habe ich auf einem Mittelaltermarkt in Österreich mal eine sehr schöne "Jugendstil"-Zinnbrosche gekauft, die wirklich aussah wie Silber, also hochglänzend und auch recht schön gegossen.
Mir wurde dort allerdings verständlicherweise nicht das Gießgeheimnis verraten...
Jetzt wollte ich mal hier ganz allgemein fragen, wie man zu so einem Schmuckstück kommt.
Ok, klar ist:
Man braucht ein Grundmodell, dass man abgiessen kann, man braucht Zinn, und man braucht eine Abform-Masse, die dann ausgegossen wird mit dem Zinn.
Aber von allen anderen Sachen habe ich leider wenig Ahnung:
Aus welchem Material sollte das Modell sein? Wachs?
Wo sollte ich Zulaufkanäle einbauen?
Woher bekommt man solchen Zinn? Ist dieser für den Otto-Normalbastler giessfähig zu machen, also ohne teure Gerätschaften, die man sich extra zulegen müsste?
Aus welchem Material muss die Abform-Masse sein? Sie sollte ja höhere Temperaturen aushalten, aber ich finde nirgendwo Abformmassen mit höchstzulässiger Temperaturangabe... Hat jemand einen Namen- bzw. Linktipp?
Und dann noch eine Spezialfrage:
Wenn ich ein kopfumschliessendes Diadem giessen möchte (also ohne 'Lücken') - geht das überhaupt in einem Guss? Meiner Vorstellung nach braucht man mindestens zwei Teile, die dann zusammengesetzt werden, aber ich habe schon mal ein geschlossenes Diadem gesehen, das völlig ohne Verbindungsstellen, also komplett gegossen, hergestellt worden ist. Wie bekommt man das hin?
Wäre für jegliche Hilfe sehr dankbar.
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Verfasst: 24.03.2006, 17:06 |
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Bastelmoni
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Verfasst: 15.04.2006, 13:50 |
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Hallo Evelyn,
Zinngießen ist kein Geheimnis. Für die Herstellung des Grundmodelles gibt es viele verschiedene Modelliermassen, da muss man sich entscheiden mit welchem Material man gerne arbeitet. Desweiteren, Formentrennwachs, Silikonkautschuk hitzebeständig, Reinzinn oder gegebenenfalls Zierzinn und einige weitere Zubehörteile. Nachfolgend eine Information, die ich zu diesem Thema einmal geschrieben habe:
Material
Silikonkautschuk-Formen oder selbst hergestellte Zinngießformen aus hitzebeständigem Silikonkautschuk RTV HB vertragen kurzzeitige Temperaturen von bis zu 400° C. d. h. für die Dauer eines Abgusses hält der Silikon diese Temperaturen ohne Schaden zu nehmen. Der Kautschuk ist nur bedingt elastisch, beim Entformen muss eine starke mechanische Überlastung vemieden werden, da die Form bei Überdehnung brechen kann. Erstarrte Gießteile sind deshalb immer mit Vorsicht zu entformen.
Reinzinn
Unser Reinzinn (Schmelzpunkt ca. 250 - 290° C) ist garantiert bleifreies Zinn mit einem Gehalt von mindestens 95% reinem Zinn. Die übrigen Zusätze sind Antimon und Kupfer. Nur Reinzinn dieser Qualität darf zum Giessen von Trinkgefäßen und dergleichen verwendet werden! Absolut reines Zinn wäre zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen nicht geeignet (zu geringe Härte) Reinzinn ist silbrig glänzend. Ferner ist Reinzinn wesentlich härter als bleihaltiges Zinn. Versucht man mit Reinzinn und Zierzinn einen Strich auf weißes Papier zu machen stellt man fest, dass dieser bei Zierzinn wesentlich besser sichtbar ist (wie Bleistift). Das deutlichste Erkennungszeichen für Reinzinn ist allerdings das eigenartige Knirschen, das man nur beim Biegen von Reinzinn vernimmt, das sogenannte Zinngeschrei. Die Fließfähigkeit und Abbildegenauigkeit von Reinzinn kann man mit Fließmetall-Pellets (Zugabe bis max. 2%) verbessern.
Zierzinn
Unser Zierzinn (Schmelzpunkt ca. 190-250° C) ist stark bleihaltig und darf nicht für Gegenstände, die mit Speisen oder Getränken in Berührung kommen verwendet werden (gesundheitsschädlich). Zierzinn wird deshalb nur für Ziergegenstände verwendet. Gläser-Untersetzer z. B. können jedoch bedenkenlos aus Zierzinn gegossen werden. Es ist deshalb sehr wichtig, für welchen Zweck der gegossene Gegenstand verwendet werden soll. Der erheblich billigere Preis des Zierzinns sollte nicht dazu verleiten Trinkgefäße damit herzustellen. Zierzinn ist matter als Reinzinn und bei gleichem Volumen deutlich schwerer. Zierzinn hat einen erheblichen Anteil von Blei. Der Abrieb ist giftig. Deshalb sind Gießlinge aus Zierzinn stets zu lackieren. Bei Zierzinn keine Fließmetall-Pellets beigeben, da diese das Fließverhalten bei Zierzinn negativ beeinflussen.
Vorbehandlung der Silikonkautschuk-Gießform:
Gießformen vor jedem Abguss mit Formen-Talkum-Puder Art. 6 2134 00 vorbehandeln. Das Formen-Talkum-Puder wird mit einem weichen Pinsel in die Form aufgetragen. Es verbessert das Ausfließen des Zinns in der Form, isoliert vor dem heissen Metall und hält es länger flüssig. Als Gleitmittel erleichtert es das Entformen und schont dadurch die Silikongießform. Ergo: Formen-Talkum-Puder immer verwenden - es verbessert das Gießergebnis und verlängert die Haltbarkeit der teuren Gießform.
Gießformen zusammenfügen
mit Gummiringen oder Spannfedern. Die Formenhälften werden mit Gummiringen, Spannfedern oder Schraubzwingen (Holzplatten verwenden) zusammengehalten. Dabei soll der Druck nur so groß sein, dass die Gussmasse nicht ausläuft, auf keinen Fall darf der Druck auf die Gießform so groß sein, dass die Form deformiert wird.
Das Schmelzen des Zinns
Das Material wird in einem Schmelztiegel erhitzt. Die richtige Temperatur ist erreicht, wenn sich auf Reinzinn eine gelbliche Haut und bei Zierzinn eine bläuliche Haut bildet. Die Oxidhaut auf der Oberfläche muss vor dem Guss mit einem Holzstab abgeschöpft werden. Sicherheitshinweis: Da mit sehr hohen Temperaturen gearbeitet wird, müssen Sie unbedingt an Ihre Sicherheit und gültige Feuerschutzbedingungen denken, besonders wenn Kinder in der Nähe sind.
Das Gießen des Zinns:
Die Gießform kippsicher aufstellen. Der Giessvorgang muss möglichst schnell und ohne Unterbrechung erfolgen. Dabei den Anguss immer voll ausgiessen, der hierdurch entstehende Druck auf das in der Form befindliche Giessmetall bewirkt eine bessere Füllung und Abformgenauigkeit.
Entformen
Die Form erst nach ca. 3 bis 4 Minuten öffnen. Zum Entformen verwenden Sie am besten eine Zange und greifen den Gießling am Teil des Gusstrichters. Gießling vorsichtig aus der Form entnehmen. Bei Formen mit leichten Hinterschneidungen kann leichtes und vorsichtiges drehen beim Entformen helfen. Die soeben genutzte Gießform lassen Sie am besten einige Minuten auskühlen bevor Sie diese erneut mit Talkum-Puder für den nächsten Guss vorbereiten. Nach 3 Abgüssen bei großen bzw. 5 Abgüssen bei kleinen Formen sollten Sie eine längere Pause einlegen, damit die Form gut auskühlen kann. den der Kautschuk kann nur eine gewisse Menge an Wärmeenergie aufnehmen. Die pflegliche Behandlung danken Ihnen die Fomen mit einer wesentlich verlängerten Haltbarkeit. So kann eine Gießform für 90-100 Abgüsse halten (kleiner Formen auch noch viel länger).
Bearbeiten der Gießlinge
Entgraten: mit einer Metallsäge wird angegossenes Zinn beim Angusskanal, vorhandenen Entlüftungskanölen oder dem Steiger entfernt. Danach mit einer feinen Metallsäge nachgearbeitet. Die entstandene "Naht" an den Formentrennlinien kann man mit einem Messer abschaben. Mit feiner Stahlwolle nacharbeiten.
Patinieren: Durch das Patinieren erhalten die Zinnteile ihr unverwechselbares Finish. Lesen Sie vor Beginn die Sicherheitsvorschriften des Patiniermittels durch. Das Zinnteil wird in die Patina-Flüssigkeit getaucht oder mit einem Tuch aufgetragen. Das Patiniermittel soll aber nicht zu lange enwirken! Nachdem die Patina vollflächig aufgetragen ist wird das Gießteil mit klarem Wasser abgespült. Nach dem Abtrocknen wied die Oberfläche mit feiner Stahlwolle oder einem Tuch abpoliert. Seinen endgültigen Schutz erhält das Zinn durch den Auftrag einer dünnen Schicht Klarlack. Danach ist das Gießteil fertigt und zeigt in aller Schönheit die Details und Strukturen des wertvollen Metalls. Gießteile aus Zierzinn müssen wegen des Bleigehaltes auf jeden Fall lackiert werden. Nach der Arbeit mit Zinn, Zierzinn und Patina bitte gründlich die Hände schrubben!
Und über die Herstellung von Zinngießformen hilft Dir folgendes:
Zinngießformen selbst herstellen mit hitzebeständigem Silikonkautschuk RTV HB
Mit Silikonkautschuk RTV/HB lassen sich - bedingt durch die sehr hohe Hitzebeständigkeit dieses Materials - Zinngießformen herstellen, mit denen bei sorgfältiger Handhabung viele Abgüsse gemacht werden können. Die Eignung zum Zinngießen resultiert aus der guten Wärmeleitfähigkeit dieses Silikonkautschuk-Typs.
Die Arbeitsweise bei der Formenherstellung ist die gleiche, wie auf der Anleitungsseite "Das Herstellen einer zweiteiligen Silikonkautschuk-Form" beschrieben wurde. Bei Zinngiessformen müssen, abweichend von der bekannten Technik, Angussöffnung, Steiger und Windpfeifen angebracht werden; diese werden mit einem Linoleumschnittwerkzeug oder einem Taschenmesser, nach der Fertigstellung der Form, eingeschnitten.
Anguss
ist der Punkt, an dem das Giessmetall eingefüllt wird. Der Angusstrichter soll möglichst hoch liegen und keilförmig ausgebildet sein. Die Verbindung zum Giessteil soll nicht stärker als das Giessteil selbst sein, das Giessmetall muss schnell und ohne grosse Verzögerung in die Form einfliessen können.
Steiger
sind röhrenartig ausgebildete Kanäle mit ca. 3mm Durchmesser, in denen das Giessmetall hochsteigen kann, wodurch eine bessere Befüllung der Giessform erreicht wird.
Windpfeifen
sind zusätzliche, kleine Belüftungskanäle, die dort angebracht werden, wo ein Luftstau die vollständige Befüllung der Form verhindert.
Wesentlich für die Funktion einer Zinngießform ist, dass Anguss, Steiger und Windpfeifen an der richtigen Stelle sitzen. Die oben gezeigten Abbildungen verdeutlichen am Beispiel eines Hundes und eines Kerzenhaltertellers wie Anguss und Steiger zu setzen sind.
Grundsätzlich gilt folgende Regel : Der Anguss soll möglichst weit oben an dem zu giessenden Teil angesetzt werden, damit die Form beim Giessen einwandfrei füllt. Wenn, wie am Beispiel der abgebildeten Hundegiessform, Silikonkautschuk eingespart werden soll, kann der Anguss auch einmal tiefer sitzen. In diesem Fall ist jedoch darauf zu achten, dass der Angusstrichter mit dem obersten Punkt in jedem Fall um einiges höher liegt, als der höchste Punkt des zu giessenden Objektes. Der Anguss muss immer bis obenhin mit Giessmetall gefüllt werden, damit der dadurch entstehende Druck für eine gute Füllung der Form sorgt.
Die Steiger müssen immer dort angebracht werden, wo ein eventueller Luftstau die einwandfreie Füllung der Form verhindern könnte. Es empfiehlt sich, erst nach einem Giessversuch dort die Steiger anzuschneiden, wo eine ungenügende Füllung der Form vorhanden ist.
Ein Tempern der Giessform verbessert deren Hitzebeständigkeit. Bei einer Lagerung der hergestellten Giessformen über einen Zeitraum von 6-7 Tagen ist die Vulkanisation des Silikonkautschuks jedoch soweit abgeschlossen, dass auf ein nachträgliches Tempern verzichtet werden kann.
Die Formenhälften werden, je nach Grösse der Form, mit geeigneten Gummibändern oder mit Spannklammern zusammengehalten. Es ist zweckmässig (bei zweiteiligen Formen), zur Versteifung passende Hartfaserplatten auf die beiden Aussenflächen der Form aufzulegen. Es muss darauf geachtet werden, dass die Form nicht zu sehr zusammengedrückt wird; der Druck soll nur so gross sein, dass das Giessmetall nicht aus der Form herausläuft.
Sollen sehr dünnwandige Giessteile, z.B. kleine Teller, Untersetzer oder ähnliches, abgeformt werden, so ist es in vielen Fällen notwendig, dass diese vor dem Abformen in der Wandung etwas dicker gemacht werden (Aufkleben von Karton oder Aufmodellieren mit SILKAFORM), da sonst unter Umständen der Zinnguss nicht gelingt. Stellt sich nach dem ersten Versuch heraus, dass das Giessteil an einigen Stellen zu dünnwandig ist, bzw. die Form dort nicht füllt, kann mit Schmirgelleinen die Silikon-Kautschuk-Form an den betreffenden Stellen durch einfaches Abschmirgeln erweitert werden. Man beginnt mit einer Körnung 100, anschliessend 240, zum Schluss schleift man mit Körnung 320 glatt.
Beim Zinngiessen in Silikonkautschuk-Formen ist es sehr wichtig, dass das Giessmetall die richtige Temperatur hat: die Silikonkautschuk-Form sollte ebenfalls bereits etwas warm sein. In vielen Fällen, besonders bei dünnwandigen Teilen, gelingt, da die Form vielleicht noch zu kalt ist, oft erst der zweite Guss. Nach ca. 5-10 Giessvorgängen, je nach Grösse des Giessteiles, wird die Silikonkautschuk-Form so heiss, dass dadurch ebenfalls Fehlgüsse resultieren können. Es empfiehlt sich, die Form in diesem Falle etwas abkühlen zu lassen und dann erst weiterzugiessen.
Das Zinngiessen erfordert einige Erfahrung, ganz besonders bei selbsthergestellten Formen; bei einiger Übung kann man sich diese jedoch schon nach kurzer Zeit aneignen. Fehlergebnisse nach den ersten Versuchen sind kein Grund, dieses schöne Hobby aufzugeben, auch Meisterzinngiessern gelingt nicht jeder Guss auf Anhieb.
ACHTUNG !
Um die Haltbarkeit zu verbessern sowie eine Einweichung zu verhindern, sollte mit dem ersten Guss mindestens 1 Woche gewartet werden.
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Ewald
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Verfasst: 06.08.2006, 02:39 |
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Registriert: 31.07.2006, 08:18 Beiträge: 251 Wohnort: Wien
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Hallo Bastelmoni
Hut ab!
Ich wusste nicht ,das es giftiges Zier-Zinn gibt.
Dein Beitrag ist enorm.
Merci Bocour
Ewald
_________________ jewelprints.com
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